Studie
Zentrale Ergebnisse der Studie ICILS 2018
Eine spürbare Ernüchterung greift um sich, bei allen Akteuren, die in den letzten Tagen zu den Ergebnissen der internationalen Vergleichsstudie ICILS Studie berichtet haben.
Zum Hintergrund: In der ICILS 2018 wurden u. a. Daten zur Medienkompetenz von SchülerInnen der achten Klasse im Bereich ICT erhoben.
- Nutzung von Technologien zur Recherche von Informationen
- Bewertung von gefundenen Informationen im Hinblick auf Qualität/Nützlichkeit
- Informationsverarbeitung und -erstellung mit Hilfe von Technologie
- Nutzung neuer Technologien zur Kommunikation von Information
- Verantwortungsvoller und reflektierter Umgang mit ICT
Laut den aktuellen Ergebnissen haben sich die Bedingungen für das Lernen mit digitalen Medien seit Studienbeginn 2013 nur wenig verändert. Und das obwohl heute mehr Aufmerksamkeit und Gelder für dieses Thema zur Verfügung stehen als noch vor 5 Jahren. Als Grund hierfür wird, neben dem Lehrermangel, die Bürokratie in Deutschland angeführt. Doch wie steht es wirklich um die Medienkompetenz der SchülerInnen?
Immer noch klassischer Frontalunterricht – auch mit digitalen Medien.
Ein Viertel aller Lehrkräfte gibt an täglich digitale Medien im Unterricht zu nutzen. Jedoch berichten nur 4 Prozent der SchülerInnen, dass diese genutzt werden. Dieser Widerspruch lässt sich dadurch erklären, dass Lehrkräfte hauptsächlich als digitales Medium, digitale Tafeln für den Frontalunterricht nutzen. Dass SchülerInnen selbst an einem Gerät recherchieren, rechnen oder Sachen erarbeiten, ist in Deutschland weiterhin eine Seltenheit. Auch der Vergleich mit dem Nachbarland Dänemark zeigt, dass 4 Prozent im Verhältnis zu 91 Prozent der dänischen SchülerInnen, die jeden Tag digitale Medien im Unterricht nutzen, bei Weitem nicht ausreichen. Vor allem das Potenzial der digitalen Medien, auf die individuellen Lernbedürfnisse der SchülerInnen einzugehen, bleibt so ungenutzt.
Schlechte Rahmenbedingungen für den digitalen Unterricht.
In Deutschland kommen auf einen gestellten Computer im Schnitt 10 Schüler pro Klassenraum. Das Ausstattungsverhältnis von SchülerInnen zu mobilen Endgeräten ist noch schlechter. So kommen auf ein Tablet ca. 41 SchülerInnen, bei einem Laptop sind es ca. 68 SchülerInnen. In vielen Ländern können SchülerInnen eigene digitale Geräte nutzen, aber auch da liegt Deutschland im internationalen Vergleich deutlich hinten. So nutzen lediglich 15 Prozent der SchülerInnen eigene mitgebrachte Geräte im Unterricht (Stichwort BYOD), in Dänemark sind es dagegen 90 Prozent.
Auch hinsichtlich des Zugangs zum schulischen WLAN liegt Deutschland weit zurück. Nur 25 Prozent der SchülerInnen in Deutschland besuchen eine Schule, in der Lehrkräfte und SchülerInnen Zugang zu WLAN haben, international sind das 64 Prozent, in Dänemark ganze 100 Prozent.
SchülerInnen haben nur rudimentäre computer- und informationsbezogene Kompetenzen.
Etwa ein Drittel der SchülerInnen verfügen nur über sehr rudimentäre computer- und informationsbezogene Kompetenzen und gehören somit zu den unteren beiden Kompetenzstufen-Gruppen. Konkret bedeutet dies, dass vermeintlich einfache Tätigkeiten, die für das spätere Berufsleben essenziell sein können, wie z. B. eine E-Mail öffnen und beantworten bereits Schwierigkeiten bereiten können. Diese Werte haben sich seit 2013 nicht signifikant verändert.
Eine Leistungsspitze ist hingegen in Deutschland kaum vorhanden.
Mögliche Ansätze für die Steigerung der Medien- kompetenz bei SchülerInnen in Deutschland:
- Unterstützung von Schulen und Lehrkräften bei der Förderung der computer- und informationsbezogenen Kompetenzen aller SchülerInnen
- Verringerung des Anteils der SchülerInnen auf den unteren beiden Kompetenzstufen
- Ausschöpfung der Potenziale der Leistungsspitze
- Strategische und konzeptionelle Entwicklung von Kernlehrplänen und Qualitätsrahmen
- Verbesserung der schulischen IT-Ausstattung und Ausstattung von SchülerInnen
- Weiterentwicklung der Lehrerausbildung in allen Fächern sowie des staatlichen Fortbildungsangebotes
Lesen Sie hier Teil 2/2.
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